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Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Mitsegel-Infos

Wir möchten Euch ein paar Informationen geben, wie unsere Segeltörns in der Regel gestaltet sind, zu denen wir uns immer freuen, wenn neue Leute zur Crew stoßen.

Jeder Mitsegler hat vor einem Törn andere Fragen. Die Einen haben mit unserer Vereinsführung schon nervenaufreibende Regatta Stunden auf der nassen „hohen Kante“ verbracht und in klitschnassen Segelklamotten im Schichtbetrieb sich die Kojen geteilt, andere Segelfreunde wollen Stück für Stück den Sport kennenlernen und haben weniger Erfahrung. Daher skizzieren wir Euch hier einmal einen Bordalltag.

Gleich am Anfang muss klar sein:
Obwohl die Törns so etwa eine Woche dauern, bei längeren Schlägen natürlich auch mal mehr…wir sind kein Urlaubsanbieter sondern Segelverein mit dem Ansatz, Menschen an diesen Sport heranzuführen oder die Leidenschaft zusammen zu erleben.

Auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es Personal und Gäste, auf unseren Segelyachten nur Segler. Wir sind eine Crew und meistern den Segeltag - natürlich unter der fachkundigen Leitung des verantwortlichen Skipper - gemeinsam.

Ein Segeltag bei uns -

beginnt mit navigatorischen Fragen vom Wetterrouting bis hin zur Überlegung für das Tagesziel sowie Ausweichoptionen, sollte mal etwas nicht so klappen, wie geplant. Wind, Wetter, Strömung usw beeinflußt unsere Reisegeschwindigkeit. Daher kann niemals zu 100% ein Plan eingehalten werden.

Weiter geht es am Tag mit so banalen Dingen wie Frühstück anrichten, ggf bei langen Strecken für eine weitere Mahlzeit vor kochen und abwaschen. Hier ist jeder mal dran. Und schließlich gehen irgendwann die Leinen los oder der Anker auf. Wir setzen gemeinsam Segel und nehmen Kurs. Gesteuert wird auch in mehr oder wenig losem Schichtsystem. Also wir wechseln uns ab. Bei Tagesetappen, wo am Abend Häfen oder Buchten erreicht und nachts geschlafen wird, ist das Wachsystem unwichtiger als bei Törnstrecken über mehr als 24h am Stück. Sollte so etwas geplant sein, gibt es ein sogenanntes Wachsystem, das einem Schichtplan gleicht und dringend eingehalten werden muss, um die Strecke meistern zu können. Es ist nie jemand allein im Cockpit. Es gib immer einen Wachführer und mindestens ein weiteres Crew Mitglied in der Wache. Aber das findet so organisiert eher selten bzw. eher bei Überführungen statt.

Schließlich erreichen wir entweder Ankerbuchten für den Mittags-Stop um zu chillen, schnorcheln, paddeln oder etwas zu essen. An manchen Tagen ist dieser Stop aber auch erst am Abend drin.

Wo wir halten und wie, ist immer abhängig von der Vorplanung aber auch Region und Wetter entscheiden mit. Das beschreiben wir im Bereich „ Ostsee / Nordsee bzw Mittelmeer“ noch einmal näher. Es gibt nicht in allen Regionen die Möglichkeit, Häfen anzulaufen. Zu bestimmten Saisonalen Zeiten ist das auch nicht ratsam, daher fällt der Anker gern auch einmal in ruhigen Ankerbuchten.

Landgang -

Ist im Grund fast immer möglich. Egal ob Stadtkai, Marina oder Ankerbucht - entweder geht es zu Fuß oder per Beiboot(e) an Land. Selten liegen wir in so abgelegenen, felsigen Gegenden, wo ein Landfall unmöglich ist.

Vor Anker steht der Crew ein motorisiertes Schlauchboot zur Verfügung, sowie je nach Törnausstattung 1er-on-Top Paddelboote Festrumpf und 2-er Inflantable sowie SUP-Boards. Das bedeutet, Ihr seid autark. Mit dem Anlegen oder vor Anker gehen, endet der „Gruppen“ Crew-Zwang. Jeder kann individuell wandern, sightseeing, schnorcheln, paddeln, chillen, sich selber eine Stulle schmieren oder mit mehreren Essen gehen…

Die Abendgestaltung wird intern abgestimmt. Ob Restaurantbesuch oder an Bord kochen… alles ist möglich. Wenn tagsüber das Anglerglück zugeschlagen hat, bedarf es nur einen schluck Olivenöl, Salz, Pfeffer, Knoblauch und das Boot verwandelt sich in eine Gourmet Terrasse.

Bordkasse -

Ist eine vertrauensvolle Verbrauchs-Kasse des Miteinanders. Früher warf jeder am ersten Tag einen Fuffi in das Schälchen am Navitisch, heute erledigt das eine App, weil vieles bargeldlos beglichen wird - Aber, in die Bordkasse gehört ausschließlich das rein, was alle Crewmitglieder verbrauchen. Dazu gehört der Einkauf von Essen und Getränke für die Zeit an Bord und Hafengebühren. Restaurantbesuche gehen nur dann in die Bordkasse, wenn der jeweilige Ausgabe von allen Crewmitgliedern zugestimmt wurde. Macht sich jemand einen kleinen Salat und der Nächste isst im Restaurant Hummer satt, ist klar, dass diese Ausgabe nicht geteilt in die Bordkasse gehört.
Diesel wird abgerechnet als Stundenverbrauch, eine Crew zahlt z.b. nicht die Tankladung von 250 Ltr. Diesel, wenn in der Woche nur 5 Stunden der Motor lief. Kochgas und eine Steuer geht mit je 30 EUR Pauschale / Woche in die Bordkasse, da hier keine Verbrauchsabrechnung möglich ist.

Kojen / Kabinen / schlafen -

Unsere Vereinsyacht ist eine 4- Kabinen Version, das bedeutet ein Salon (für alle - Couch hier wird freigehalten, hier schläft niemand fest) und dann gibt es 4 „Räume“, die Kabinen. Das soll nur exemplarisch zeigen, wie sich eine Yacht aufbaut. Es kann auch mal abweichen und 3 oder 5 Kabinen geben… aber so in dem Dreh ist es immer bei 40-50 ft Yachten. Bei uns ist achtern (hinten) je Kabine ein „nebeneinander“ Doppelbett, in den beiden Bug (vorderen) Kabinen sind es jeweils 2 Doppelstockbetten. Wir versuchen niemals alle Kabinen voll zu belegen, in der Regel bleiben 1-2 Kojen frei.

Törnablauf, Planungssicherheit -

Wie schon beschrieben - wir können und wollen für keinen Ablauf garantieren. Im seltenen aber schlimmsten Fall erreichen wir nicht einmal den Zielhafen und müssen gemeinsam schauen, wie An- Abreise organisiert wird. Aber auch der Besuch z.B. eines Ortes ist nie sicher. Wenn kein Platz an der Pier frei ist, oder die Welle in den Hafen steht, oder wir den Ort der Träume gar nicht erst erreichen, weil Wind oder Strom gegenan stehen, oder oder, oder… dann sind wir da nicht. Segeln ist ein Sport, der sehr viel Flexibilität, Vertrauen und Toleranz voraussetzt.

Ausstattung -

Das Boot ist vollständig ausgestattet.
Seglerisch: Großsegel, Genua, Fock, Gennaker
Navigationstechnisch: 2 Plotter, Radar, AIS, Funk
Sicherheitstechnisch: Schwimmwesten, Lifebelt, Lifeline, Rettungsinsel, Not-Satelliten Barke
Freizeit: Schlauchboot 2.6 m, 1-er PE on-Top Kanu, 2-er on Top Inflantable, SUP-Board, Schnorchelzeugs, Angelausrüstung
E450 W Solar, 350 W Windgeneratur machen uns mit der Lithium Batteriebank autark 600 Ltd Frischwasser muss eingeteilt werden, aber das klappt auch an heißen Tagen mit viel Duschbedarf ganz gut.

Wie unterscheiden sich die Reviere?

Ostsee / Nordsee bis Nordatlantik -

Klar, hier kann es frisch sein, also dementsprechend Kleidung vorsehen. Nass = kalt = schlechte Stimmung. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.
In diesem Revier geht es üblicherweise abends oft in Häfen. Meistens müssen wir hier eine passende Box zwischen zwei Holzdalben finden, in die das Boot eingeparkt wird. Dänemark und Schweden häufig vorwärts. Auch Ankern ist hier vor allem in den schwedischen Schären angesagt, meistens auch das mit dem Bug Richtung Stein - Heckanker raus.
Im Hafen hat man den Vorteil, jeder kann mal fix von Bord verschwinden, duschen, wir können Wasser Nachbunkern usw.

Mittelmeer / Adria -

Das Wetter ist natürlich meist wärmer und beständiger als in nördlichen Revieren, doch Achtung, der Meltemi mit 6 Bft kann auch Gänsehaut im griechischen Sommer verursachen. Vom Lion Golf in Frankreich oder der Enge zwischen Korsika und Sardinen gar nicht zu sprechen. Gehässige Stimmen sagen; der Tümpel „Mittelmeer“ hat entweder Flaute oder Sturm. Stimmt aber nicht. In thermischen Revieren mit hohen kahlen Bergen haben wir sehr verlässliche lokale Windverhältnisse. Bis hin zum verlässlichen Fallwind ;) Da wir hier häufig ankern kommt es vor, dass es auch Törns ohne jeden Hafen gibt, an dem Frischwasser aufgenommen werden kann. Manchmal müssen wir mit 600 Ltr haushalten. Übernachtet wird häufig in geschützten Buchten vor eigenem Bug-Anker. Es gibt natürlich auch Stadthäfen und Marinas. Während dort z.B. in Italien oder Kroatien oft eine vorhandene Mooringleine den Bug hält, während wir mit dem Heck an die Pier gehen, so ist es in Griechenland meistens der eigene Buganker, der und „römisch-katholisch“ also rückwärts am Stadtkai hält.

Was wird erwartet? -

Als Verein, der den Segelsport nahe bringen möchte, haben wir ausser die üblich menschlichen, keine Voraussetzungen, bei uns mitzukommen. Prinzipiell muss man für das Zusammenleben auf recht engem Raum Toleranz mitbringen und etwas rücksichtsvoll mit seinen Mitmenschen umgehen können, hasst: Teamfähig sein. Ein Segelschein oder gar Seeschein ist keine Voraussetzung. Wer seine Seebeine noch nicht getestet hat, wird eher auf einem ruhigen Törn mal probieren, als lange schlage auf offener See mitzumachen. Das wird aber alles im Vorfeld besprochen und abgewogen.

Bei Lust auf Mitsegeln, kontaktiert uns einfach über eMail: info@sailingout.de

Segeln ist die langsamste, teuerste, aufwändigste und unbequemste Art an einen Ort zu kommen, wo man garnicht hin wollte.

Was natürlich nur manchmal stimmt ;)
ZackZack Ahoi
Eure Crew von
Sailingconnects Berlin