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Ablegen!
Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Stockholm-Rostock 2015

SY 38Match von Nyneshamn Stockholm > Visby Gotland > Erbseninseln Christiansoe > Bornholm > Klintholm > Hasneas > Rostock

Man kann auf einem Segeltörn Glück mit den Wetterbedingungen haben oder eben auch mal nicht. Es sei gleich vorweg genommen: hier standen wir auf Petrus Glückspilzliste. Selten hatten wir so konstant idealen Wind und bestes Wetter. Auf 450 Seemeilen quer über die Ostsee, hatten wir nicht einen Tag Regen, nicht eine Kreuz. Lediglich Rostock begrüßte die Crew der MEER-SEEN mit einem kurzen Schauer, aber das sei ihr verziehen - immerhin waren wir nicht angemeldet und konnten auf Grund der idealen Wetterbedingungen, spontan den Zielhafen von Stralsund auf das 50 Seemeilen weiter gelegene Rostock verlegen.

Schon der Start verlief in Nynäshamn, einige Meilen vor Rostock, reibungslos. Die Crew > 2 Damen, 4 Männer, landeten am 13. bzw. 14. August am Schiff. Es folgte der obligatorische Einkauf im Ort, bei dem der Einkaufswagen direkt durch die Straßen in den Hafen ans Boot gebracht werden kann. Bunkern, und ein ordentliches Abendessen von der Hafen-Räucherei mit frischen Shrimps, Salmon und Herings Dipps - dann folgt nach einer kurzen Nacht der Start mit Kurs Väsby auf Gotland. Unter spitzem Halbwindwinkel laufen wir Samstag sehr früh Morgens bei 4-5 Bft und ordentlicher Dünung auf die mittelalterliche Insel zu. Die eine oder andere Opfergabe an Neptun und diverse Seegötter, wird an dem Tag vollzogen, womit wir das Thema für den Rest der Reise erledigt hätte. Am frühen Abend spazieren wir bereits durch die mittelalterlichen Gassen der tollen Stadt, begleitet von Musik und einem eher mediterranen Flair.

Gegen die über 80 Seemeilen nach Visby, ist der sonntägliche Schlag zum nördlichen Ausgang des Kalmarsundes mit 45 Meilen, ein Katzensprung. Abends sitzen wir beim all-you-can-eta Buffet mit Sonnenuntergangsblick am Strand von Byxelkrog, einem netten Feriendörfchen auf Öland. Die Nacht ist unruhig, es orgelt heftig und Schwell steht im Hafen - also frühstücken und ablegen, Kalmar ruft. Der Ritt am Montag wird zu einer Regatta und so rasen wir über 11 Kn mit idealem Halbwind durch das vergleichsweise ruhige Wasser des Kalmarsundes. Kalmar Stadthafen ist gerammelt voll - es liegen von der ARC Batic Regatta, die hier endete, noch eine Menge Schiffe. Der Hafen ist ebenfalls etwas unruhig aber unser idealer Zufluchtsort, denn am Dienstag wäre bei 25 kn Wind zwar der Kalmarsund gut segelbar aber die möglichen Luv-Zielhäfen, in denen am Südlichen Öland Ende fast 40 kn Wind stehen, keine gute Alternative. Also machen wir Pause und beschließen für Dienstag den Staus „eingeweht“.

Dafür starten wir am Mittwoch mit einem leisen „Happy Birthday; Katja“ zu unchristlicher Zeit gegen 4 Uhr im stockfinsteren Kalmar und werden im Sund von der aufgehenden Sonne begrüßt - der Tagesplan ist nicht ohne… Erbseninseln in einem Ritt. Es wird ein langer, schneller und bewegter Halbwind Tag. Die theoretische ETA Berechnung lag zwischen 21-22 Uhr. Navigatoren verrechnen sich da gerne mal - lieber so, als anders herum. Zutaten zum Geburtstags segeln: Bunte Mischung GummiBärchen, Sonnencreme, Reff 1 und Reff 2 - so klappt es auch mit der Geburtstagstorte um 18 Uhr in der Abendsonne, festgemacht auf der Festungsinsel Christiansoe. Es wird eine lange Partynacht mit tollem BBQ im Hafen und leckerem Bord-Havana.

Der Donnerstag startet etwas bedächtiger, dafür voll motiviert für das Christiansoe Pflichtprogramm: Inselerkundung, Ostseebad in der Sprungbrett-Felsenbucht von Frederiksoe und der Einkauf bei Ruths SpecialHering. Nachmittags starten wir auf einen Leichtwind Kurztrip 15 Seemeilen an die Nordspitze von Bornholm, nach Allinge. Ein uriger, verwinkelter Granithafen mit tollen Restaurants, Räuchereien und zwei Supermärkten direkt am Hafen. Wir bunkern 12 Stück saftige, lebensnotwendige BBQ RibEys für den nächsten Hafen. Abends gönnen wir uns aber Pellkartoffeln mit Ruths Erbseninsel-Hering.

So schön es ist, wir müssen weiter - die Prognosen kündigen max. 8 Kn Wind von achtern - also starten wir am Freitag wiederum um 3:30 Uhr, leider jedoch nur mit der Erkenntnis, dass der Strom über die Nachtstunden ausfiel und die Batterien leer gesaugt sind. Zuleitung reparieren, Wecker auf 5 Uhr verstellen und raus gehts. Den Freitag starten wir gleich im Wachsystem und so erlebt die erste Wache einen wunderschönen Sonnenaufgang an der Ostseite Bornholms. Glücklicherweise haben wir selbst so früh schon 10 Knoten Wind und so läuft es bis ins Bornholmsgatt super. Mit den riesigen Ozean Pötten kommt auch der Leichtwind. Es folgt der einzige Tarnabschnitt von ca. 10 Seemeilen, bei der wir aus Sicherheitsgründen die Motorunterstützung benötigen. Wir schlängeln uns durch die Freitags-Rush-Hour des Verkehrstrennungsgebietes zwischen Dänemark und Schweden. Als es verkehrstechnisch ruhiger wurde, ging sofort der Spinnaker hoch. Theoretische ETA lag bei Samstag (!) zwischen 2-3 Uhr. Petrus aber war auf unserer Seite, der Wind nahm zu und wir machten 23 Uhr fest in Klintholm auf der dänischen Insel Moen.

Rostock liegt zum Greifen nahe. Wir unternehmen aber am Samstag nach einem Klintholm Spaziergang noch einen Abstecher in den 18 sm entfernten kleinen Falster Fischerhafen Hesneas. Top Ideale 6 Bft. Wetter- Segel- und Grillbedingungen locken. Also anlegen, Strand-Steinspaziergang und ab zur Crew-Party am Backstein Grill.

Sonntag ist Heimfahrt. Bei Halbwind mit 5-6 Bft rauschen wir noch einmal 35 Seemeilen über die Ostsee, queren die Kadettrinne und werden in Rostock mit einem Schauer begrüsst. Nach über 450 ausnahmslos sonnigen Seemeilen, 9 Häfen, 6 Inseln, 3 Ländern und einem Topspeed über 11 Knoten, können wir über die kleine Wolke nur lachen. Toller Törn, prima Crew, bestes Wetter. Genau so gerne immer wieder.

Schiff: Bavaria 38Match "MEER-SEEN"
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