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Ablegen!
Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Round Sicily 2020

Es ging rund - und zwar Rund Sizilien 2020 mit allem drum und dran ...
OK, zugegeben, ja - das Jahr begann Scheisse. Punkt. Nichts hinzuzufügen.
Aber sagt man nicht "je härter die Herausforderung desto größer der Sieg!" - ?
Nachdem uns in (klitzekleiner) Pionierarbeit nach dem europäischen COVID-19 Frühjahrs Lockdown der Mut nicht verließ und wir stoisch an den Sommersegeltörn glaubten, machten wir es wahr und segelten einen Tag nach Öffnung Maltas nach, naaaaa, wohin? - genau, Kurs: Malta. Dort war man etwas überrascht, dass "OCTOPUS GARDEN" über VHF12 Valetta Port mit Destination Port Gozo angab, aber das lag vielleicht auch daran, dass wir nicht Valetta zum einklarieren wählten, sondern Mdscharr auf Gozo. Wir haben es als Berliner Segler nicht so mit den Hauptstädten ;) Egal... der Törn war perfekt. Nicht nur weil Wind und Wetter mitspielten - nein auch ... ach shit egal, lest selber im Blog: Törn Malta 2020 - weil hier geht es ja um Rund Sizilien 2020.

Gleich vorab, hier der Tagesblog - wie ein mediales Logbuch
und eine Bilderauswahl der Segelreise.

Was haben wir uns dabei nur gedacht? Im Herbst 2020, kurz vor der 2. CORONA Welle, in der laut PR Agentur der Bundesregierung alle mit ihrer Chips Tüte und der PlayConsole auf der Couch bleiben sollen, fliegen wir ins Ausland, wo doch unser Außenheiko so für den Innerdeutschen Urlaub warb. Nunja, der fand für viele Familien ja dann auch nicht statt. Vorweggenommen - genau unsere Reise war richtig und wenn in Deutschland Buhmänner gesucht werden, schreie ich als Segler gerne "HIER"!

Wir haben die Törns so getaktet, dass es für möglichst viele unserer Segelfreunde zwischen Anfang September und November in Hinblick auf die Streckenplanung und Erreichbarkeit passt. Die Erreichbarkeit vom Airport Catania oder Palemo ist auf Sizilien ein Kinderspiel. Egal ob perfekter Shuttlebus Service oder Bahn / Bus - kein Hafen ist unerreichbar. Sogar die Liparischen Inseln sind mit Schnellboten erschlossen, ich würde behaupten, die Ring-S-Bahn in Berlin ist weniger verlässlich.

Gesagt getan, Shuttle Catania geentert, der Fahrer spricht nur italienisch, die Sonne brennt, ich fasel aus Reihe drei etwas von kaltem Bier... keine 5 Minuten später steht Luca auf der Bremse und wir in einer Tankstellen Espresso Bar... "birra fredda?" Der Mann versteht Seglerwünsche bei 28 Grad Außentemperatur. Rambazamba Boot klarieren, Diesel tanken, Abfahrt Kurs ähm... geplant war West. Da aber kam der Wind her, wir also nach links abgebogen - Straße von Messina soll auch toll sein. war sie auch. Delfine, Sonne, Gewitter, Sturm, Bonito am Haken, Flaute... es war alles dabei. Bisschen enttäuschend war navigatorisch vielleicht die Enge zwischen Calabrien und Sizilien. Mag es an den wenigen Touristen liegen? Eher unspektakulär, sogar die als gefährlich geltende Fährlinienaktivität zwischen Festland Italien <> Sizilien war im Rahmen des Normalen. Wir mussten nicht einmal ausweichen, trotz ausgeschaltetem AIS (man kann ja nie wissen) - Nun ja, ankern kannste in der Engsten Stelle der Straße von Messina natürlich vergessen. Steil abfallende Gründe und der Schwell sind eine Katastrophe - also Torre Faro entscheiden, ob Steuerbord nach Calabrien / Vibo Valentia Marina vor Mooring oder im Sand von Secca Rasocolmo Sizilien ankern. Wir ankern... still in 5 m Wassertiefe, Sand, Sand, Sand...

Am Morgen springen wir rüber auf die Liparischen Inseln, vorbei an Vulcano, direkt - wie es sich für eine Berliner Crew gehört - in die Hauptstadt der Inselgruppe, nach Lipari und dort ran an einen der City Kai Marinas. Für 90 tacken wackelt es ganz schön, na gut, nochmal schick essen und flanieren, die nächsten Tage muss der Anker die Liegegebühr wieder einfahren... haha.

Es folgen traumhafte Tage vor und auf Vulcano Levante Port oder Porto di Ponente - die Tour zum, Krater ist mega empfehlenswert, ein Blick wie aus dem Bilderbuch. Besonders hervorzuheben aber ist im Süden Vulcanos die Gelso Bucht mit der Trattoria di Pina - Leute! Dieser Ort ist magisch. Wir aßen in einer winzig kleinen Gastronomie Terrasse den frischesten Tuna und Schwertfisch ever m,it Blick auf die Küste Siziliens und den rauchenden Ätna.

Apropos Blick... der Stromboli... naja zu dicht ist doof, zu weit weg auch, also positionierten wir uns zweimal nachts auf Panarea eine Nacht östlich und eine fiel der Anker auf den steinigen Grund im Nordwesten. Beide Nächte hatten wir perfekten Blick auf den Leuchtturm des Mittelmeeres.

Weiterhin statteten wir dem Liparischen Busen Salina vor Santa Marina und der Isola di Filicudi einen Besuch ab. Beide Inseln kann man im Herbst als vorbildliche Social Distancing Areas einstufen. Kurzum, wir waren beinahe allein.

Dann kam es, wie es kommen musste. Auch im sizilianischen Herbst kann es mal ballern und das nicht zu knapp. OCTOPUS GARDEN war gerade kurz vor Palermo in Deckung gegangen, als Sardinien im Expressmodus Luft nach Sizilien exportierte. Lipari Marina soll 60 kn abbekommen haben. Wir hatten 45 in Termini Imerese und ja, das Havana Glas rutschte selbst im Hafen vom Tisch. Nun kann man nicht nur Glück haben... einige Tage später frischte es erneut auf, wir versteckten uns in Lipari´s Insel Marina und es kam wie es kommen musste: auf einen Hafentag folgte der berüchtigte Hafenkoller. Da hilft nur Eins: Leinen los, egal wohin. Leichter gesagt als getan. OK, Segler haben einen Plan. Beginnen wie mit A) - da war es Sankt Agatá di Militello - wir wussten, der Hafen ist nich fertig, aber bei West kann man perfekt östlich der neuen Mole in 6m Schlamm ankern. Kommt nur niemals auf die Idee, in den neuen Hafen rein oder Diesel bunkern zu wollen. Ersteres unterbindet die CostGuard und Zweiteres der steile Anstieg in die Stadt. Egal, Plan A) war nach 15 min segeln im Eimer, weil aus der Meeresenge Lipari <> Vulcano bliess es wie irre und Wellenberge zwängten sich durch die beiden Inseln. Also bleiben wir unter 2. Reff und Fock im Windschatten Vulcanos, danach könne man ja immer noch Höhe zu Plan B) laufen: der edlen Marina Capo di Orlando. Vergesst es, die reale Höhe reichte durch die 3-4 Meter Welle nicht einmal für das östlicher gelegene Capo Calava aber das macht einen Segler nicht unglücklich, weil die Marina Portorosa ist ja unser sicherer Plan C). Kurz vor der Hafeneinfahrt bekommt Skipper Steffen Bedenken, erstens weil die Hafeneinfahrt bei 3m Tiefe versandet sein soll (wir haben 2,30 m) und keine aktuellen Werte zur Verfügung stehen, zweitens, weil die Einfahrt eben noch da war, nun aber nicht mehr. Eine graue Regenwand schiebt sich vor die Mole und bringt uns über 40 Knoten Schiebewind sowie ordentlich Schwell mit. Wir sind doch nicht Lebensmüde, scheiß auf Plan C) - wir haben noch den todsicheren Plan D). Also abfallen, entgegen unserer Zielrichtung Kurs Ost und rund Pool der Venus - hoho GRRRRR - Kap Milazzo , schließlich kennen wir die Hafen Crew der Stadt Marina Milazzo, also im Surf da runter gedonnert - Kurs Plan D). Kennt Ihr das? Man sieht eine Marina, da gibt es große und kleine Masten... und dann kommen wir und sehen zwei Stück davon, die sind nicht doppelt so hoch wie der Querschnitt der 40-50ft Yachten, sondern deutlich höher. OK, das war´s mit Plan D) zwei mega Yachten versperren die gesamte Marina. Egal, Segel runter und ab in die Anker-Ecke zwischen Stadtpromenade und Mole Milazzo. Sicher und ruhig: unser Plan E). Lieferando Pizza und Rotwein gibt es per Tender ... ja auch solche Tage gibt es in Traumrevieren, wie Nordsizilien.

Weiter geht es dann bei ruhigem Wetter über die Liparischen Inseln hoch nach Westen in unseren zweiten Heimathafen Termini Imerese. Es folgen Ende Oktober traumhaft sommerliche Segeltage, Badespaß, Delfine, Wanderungen, Pottwale und immer wieder freundlicher Empfang, auch wenn die Inseln langsam die mobilen Steganlagen einpacken und Winterfest machen. Beruhigende Leere in Ankerbuchten, an Land und in Restaurants. In Deutschland hat man derweilen die Herbst-Ferienkinder erfolgreich davon abgehalten, im Land zu reisen, der Flug ins Ausland war verpöhnt aber sorry, aus unserer lokalen Sicht die einzige Chance auf Entspannung, Erholung im Sommerfeeling und gleichzeitiger absoluter Sicherheit. Die Italiener sind gastfreundlich wie immer, aber nicht unvorsichtig und so erleben wir in einer mediterranen Leichtigkeit ein paar COVID19 Sicherheitsvorkehrungen, die im Berliner Öffentlichen Nahverkehr undenkbar sind. Liebe Politik: Zeigt bitte nicht mit dem Finger auf Andere, sondern löst Eure Probleme vor Ort.

Die letzte Crew 2020 wird es nicht schaffen, aus dem Wassersportzentrum Berlin nach Sizilien zu reisen. Einerseits streichen die Fluggesellschaften ihre November Nonstop Flüge aus wirtschaftlichen Gründen und andererseits hat die Crew die verständliche Sorge, für eine Segelwoche, 2 Wochen zuhause in Quarantäne gesteckt zu werden. Sizilien ist sicher und ich wiederhole es gerne: sicherer als viele Orte in Berlin, München, Hamburg, usw.... Aber was solls, Segler sind gut bedient, optimistisch zu sein. Es folgt ein Anruf im sizilienischen Winterhafen Licata - keine 10 Minuten folgt die Info: Alles klar, Crew bereit! Nach Abwarten eines Wetterfensters stehen 3 Skipper auf der Termini Imerese Mole, die OCTOPUS GARDEN in´s Winterzuhause zu segeln. Also bunkern für 4 Kerle. Fleisch, Gemüse und nochmal Fleisch, Feta, Schinken, Pasta ist für gefühlt eine Weltumseglung an Bord und dann noch Bier. Ein bisschen Bier ;) Also ein klein wenig... Bier. Verabschiedung bis ins Frühjahr vom freundlichen ARTEMAR Team und Reise Reise Kurs Palermo. Am Capo Gallo werden Segel gesetzt und wir segeln, segeln, segeln durch die Nacht, obgleich der Wetterbericht anderes mit uns vorzuhaben schien. Also nicht meckern, Schot dicht, Herd an und Feuer frei - Capo san Vito, Golfo di Castellmare und dann rüber auf die Ägadischen Inseln nach Farvignana. Der Anker fällt in einer der romantischsten Buchten Siziliens, er gleicht einem winzigen See. Steffen taucht nach dem Anker, aber nicht um den Halt zu kontrollieren, sondern man sagt, dieser See sei ein ehemaliger "Weißer Vulkan Krater" das muss ich mir ansehen. Weiter geht es die Südküste Siziliens auf Ostkurs. Eine ruhige Nacht noch vor Sciacca und dann folgt ein lieber Empfang am Steg in Licata. Unser Platz ist freigehalten, der Winterplatz sicher. Einzig fehlt der Elan das Boot Winterfest zu machen und in den Flieger zu steigen. Was mental aufbaut ist momentan nur die Gewissheit: wir sind bald wieder an zurück Bord!

Hier nochmal der Tagesblog der Reise - wie ein mediales Logbuch
und eine kleine Bilder- Videoauswahl

OCTOPUS GARDEN Törnidee 2021