Rund Malta > Sizilien 2019
Malta, die INSEL DER ZWEI KULTUREN
Nach unserem schnellen Segel-Ritt von den giechischen Peloponnes kommend (TÖRNBERICHT Greece-Malta LINK), hielten wir das weniger dicht besiedelte GOZO als bessere Alternative zu Valetta, wir wollten dem griechisch-meltesischen Kulturschock entgehen. Richtig gemacht.
Einklarieren in das maritime Bordbuch Malta´s war absolut korrekt, freundlich und unproblematisch – aber entgegen anders lautenden Meldungen in Seglerkreisen, notwendig. Es wird eine VHF12 Anmeldung beim Erreichen der Hoheitsgewässer Maltas erwartet, weitere Anforderungen folgen, häufig wird eine weitere Meldung 1h vor ETA oder bei Erreichen der Hafenanlagen verlangt. Im Zoll Office wird die Immigrationsbehörde nach weiteren Kontrollen angefragt, die in der Regel bei Yachten mit EU Crew aus Schengen Anreise Ländern entfällt.
Mgarr (Mdscharr gesprochen) Marina auf Gozo ist ein Top Startplatz für die Malta Erkundung.
Einkaufsmöglichkeiten zu Fuß sind nicht so toll – also vorher bunkern oder Bus bzw. Taxi in den höher gelegenen Ort nutzen. Ein Muss: Ta' Tona Bar & Restaurant – die Bierbar mit dem Schwertfisch Balkon - einem Balkon über dem Hafen – voll gedrängt mit Seglern aller Herrgottsländer... Hier darfst Du bei Pub Atmosphäre und Berliner Pankrock Musik über alles reden, nur nicht über den Brexit. „Hello German Sailors - we can speak over all but not the Brexit“.
Malta besteht aus den drei Inseln (von Süd nach Nord) Malta, Kemmuna Comino, Gozo (Ghawdex). Unterschiedlicher geht es kaum. Wir beginnen die seglerische „8“ in Gozo, ab Mgarr gegen den Uhrzeigersinn um Gozo.
Der Südwind im Gozo Channel Il-Fliegu ta Ghawdex lockt uns raus, aber auf offener See steht er: der alltägliche NW. Also hoch ran an den Wind und die schroffe Küste erobern. Sie startet mit einem etwas unansehnlichen Steinbruch, aber irgendwo her müssenja die Baumaterialien kommen.Dann wird es skurril – steil senkrechte Sandsteinfelsen ragen vom Meer hoch in den Himmel. Seichter Anstieg für Anlandungen sucht man vergeblich bzw. ist erst wieder in Marsalforn gegeben. Dieser Ort bietet sich super zum Ankern selbst bei NW – wie aus dem Nichts plötzlich Zivilisation, Restaurants, Hotels, ein (sehr) kleiner Hafen (Hinw. Für Yachten nicht geeignet) aber schön...
Weiter geht es vorbei an tausenden Höhlen und Sandsteinbrücken, Kolonen von Tauchern, Seile ragen ins Wasser, hier wird von der Klippe gefischt. Die Nordküste bis an das NW Kap Ras San Dimitri ist wunderschön. Man hat den Eindruck, die Strände sind 50-100 m hoch gelegen, da die Sandsteinschichten oben durch Erosion abgeschliffen sind und wirken wie ein zu hoch gelegener Strand. Die nördliche Westküste Gozo ist abwechslungsreich und aufregend. Ein innenliegender See Dwejra Inland Sea mit Eingang Seeseitig in einer Höhle locken viele Touristen. Dann ragen Felsenberge und das Azure Window aus dem Meer. Die kreisrunde Ankerbucht Qala tad-Dwejra hat zwei spektakuläre Einfahrten. Segler nutzen die südliche, dann ist man drin im runden steilen Felsensee. Der Ankergrund ist vor allem mittig gut sandig, der Rest mit Steinen gespickt, aber keine Sorge, bei halbwegs stabilem Ankergeschirr bricht er wieder aus, es ist auch auf dem Grund Sandstein. Vorsicht bei schon leichtem Schwell aus westlichen Richtungen steht in der Bucht eine Kreuzsee, beim Verlassen kann sie aber sehr unangenehm werden, also sofort genug Abstand suchen bis zum SW Gozo Kap Ras-il-Wardija.
Fjordähnlich und daher oft voll ist die Bucht Ras-Mahrax/ Ras-il-Bajda – mit vielen Gaststätten einladend, ähnlich die Ix-Xini Bay, geschützt und traumhaft schön. Dann hat man die Passage Mgarr / Gozo-Commino schon wieder erreicht.
Commino / Blue Lagoon ist oft sehr voll. Wer Ruhe sucht: Abstand halten. Techno Musik aus verschiedenen Dancefloors, Party Schiffe, gehupe... oft recht chaotischer Verkehr. Niemand hält sich an Sperrtonnen, ABER! es ist schon einen Abstecher Wert. Wer auf PartyBeach Party steht, ist hier genau richtig. Anker rein, kurze Kette gestreckt und dann ab in die Fluten oder an´s Kaltgetränk.
Wir segeln in die San-Paul Bay. Wunderschöne Ankerbedingungen bei NW Wind vor St Pauls Island. Schade dass die Fischtzuchtstation hier parkt, sonst wäre es kaum auszuhalten schön.
Zum Essen sollte man sich aber weiter in die Bucht hinein verholen. MEER-SEEN besuchte die Bucht gleich zwei Mal. Beim ersten Mal enterten wir eine freie Mooring und speisten sehr gut im Pepe Nero, beim zweiten Besuch „versteckten“ wir uns vor Anker am Rxawen Point (etwas S-lich der, mit einheimischen Moorings vollen Il-Qala-tal-Mistra Bay). Top Ankergrund, 25-30 Kn W-NW lassen sich hier super schwellfrei abwettern.
Malta umrunden wir auch gegen den Uhrzeigersinn und legen den ersten Stop am Popey Dorf ein. Hier wurde ein Kulissendorf für den Popeye Spielfilm errichtet, in dem unzählige Touristen hi gekarrt werden. Auf dem Wasser hat man etwas Ruhe. Golden Bay, ist auch schön zum ankern, dann ist die Küste bis Blue Grotto menschenleer und steil. Selbst in der Nähe der so blauen Grotte ist es nicht möglich sauber zu ankern. Die vielen Ausflugs-Schaluppen laden auch nicht dazu ein, das Eisen fallen zu lassen. Wir gehen weiter in den Industrie- und Freeport Marsaxlokk ganz im Süden der Insel. Von hier aus wird Malta versorgt - mit Ware über das Container terminal und mit Gas für das Siemens Kraftwerk. Dafür, dass solche Häfen in der Regel ungemütliche Orte für Segler sind, finden wir erst am Heck eines riesigen MEARSK Container Schiffes in der Birzebbuga Bay eine freie Mooring Tonne und empfinden die Atmosphäre als akzeptabel. Nach einigen Überlegungen bezüglich der Nachtruhe, verholen uns dann aber tiefer in der San Gorg Bay hinein. Hier wird frei geankert, der Grund soll gut halten - aber offiziell ist Ankerverbot - und neben Mooring Feldern ist das eigene Eisen ja ohnehin oft so ein Problem. Für uns nicht, wir finden auch hier eine freie Mooring und am Ufer nette Restaurants sowie eine HellsAngles Bar mit japanischen Jogurtbecher Bikes vor der Tür (?verrückt?) ;).
Egal ob der NW stark bläst, von hier aus ist der Sprung in Maltas Hauptstadt ein Kinderspiel. Die Hafenrundfahrt auf eigenem Kiel in beide, Valetta umschließenden Buchten, ist obligatorisch und sehr interessant.
Am Eingang zu den beiden Häfen steht majestätisch das Fort St. Elmo, während sich aus der Stadtmitte das Grand Master's Palace emporhebt – daneben der Turm der St. John's Co-Cathedrale. Eine Kulisse, die sehr beeindruckend wirkt, wenn die Stadt in der Abendsonne zu leuchten beginnt.
Beinahe alle Häfen werden zentral von TM (Transport Malta) organisiert. Über VHF13 klärt man einen Liegeplatz und schon steht das hilfsbereite Personal bereit. Wir finden in der Creek Msida Marina einen schönen Platz direkt in der Botschaftsstraße – direkt vor der griechischen Botschaft mitten in der Stadt. Leider ist auch hier die Versorgung recht kompliziert. Kleine asiatische oder afrikanische Läden halten ein begrenztes Angebot parat. Etwas oberhalb im Ort gibt es aber Geschäfte mit der Auswahl, die wir zum bunkern benötigen. Die Bar direkt vor dem Malta Yachtclub ist absolut empfehlenswert. Ein toller Ausblick auf den Hafen, die Altstadt Valettas auf dem ggü liegenden Ufer und tolle Speisen, Café und kalte Biere locken.
Die Msida Marina (Google Maps LINK) bietet sich an, wenn Crew ein- oder ausgeflogen werden soll. Das Taxi der quitschenden Reifen hat einen Einheitspreis, den man vorab per APP bezahlt.
Fazit: Malta ist eine Segelreise Wert: ja. Aber, es ist wirklich nicht das größte Revier und länger als eine Woche muss die Crew schon ordentlich Ruhe haben oder Landerkundungen mögen. Rein seglerisch ist nach 5 Tagen sicher nicht alles, aber viele Orte der drei Inseln erkundet.
Das Wetter auf Malta ist meist das gesamte Jahr über gut und präsentiert sich mit vielen Sonnenstunden. Stürme gibt es wenn überhaupt, nur im Winter. Ansonsten wehen Mistral und Sirocco bzw. die eigene Thermik beständig mit drei bis vier Beaufort, vor allem aus NW-lichen Richtungen.
Uns bietet sich ein Windfenster mit annehmbaren Vorhersagen, um Sizilien anzulaufen. Also verabschiedet sich MEER-SEEN Donnerstag früh auf GOZO offiziell mit Austragung, bunkert Wasser in der Mgarr Marina und verlässt mit einer Meldung über VHF12 an VALETTA PORT CONTROLL die Hoheitsgewässer.
Mittag geht es los. Zunächst Kurs Nord – da wir aber das Windfenster in der Straße von Sizilien von Westen erwartet wird, gehen wir Kurs West auf die Kreuz. Mit Erfolg – der Wind setzt ein und wir haben ein fröhliches Wechelspiel der Segel. Schließlich wollen die beiden Wachen ja beschäftigt sein. Also war alles dabei. Volles Groß und Genua, dann abends 1. Reff ins Groß, zum Sonnenuntergang Wechsel von Genua auf Kreuzfock, Wende mit direktem Kurs Licata – 3-4 Stunden segeln wir mit 7-8 Kn Bootsspeed hoch am Wind auf das Ziel zu. Dann wird es ruhiger – zumindest was den Wind angeht. Groß-Schiffsverkehr ist hier wie auf der A100 in Berlin zur Rushhour.
4 Uhr früh müssen wir die Segel bergen und benötigen die Maschine zur Unterstützung – um gegen 8 Uhr Licata auf Sizilien zu erreichen. Die CoastGuard bewacht vor dem Hafen ein Schiff an der Kette – wir melden uns ordnungsgemäß erst über VHF16, dann in der Marina über 74 an und bekommen einen Liegeplatz zugewiesen.
Das Einklarieren (naja eher anmelden) bei der CoastGuard startet etwas holprig. "Wo kommen Sie her – direkt aus Malta? Wirklich? Keine Umwege, Schengen Raum nicht verlassen?" No, modo diretto - direct way" ? Wie wirklich? Ja, Schengen Raum haben wir trotz der Kreuz nicht verlassen und wir zeigen eine Kopie vom Zollamt Mgarr Malta/Gozo. Oh, das ist ein Lichtblick, Noch eine Nachfrage: „The same seven sailors arrive in Italy as have left in Malta?“ Klar, ich verliere selten unterwegs Crew. „Si, Yes, Ja“ – das ändert die Situation erheblich. Bel soggiorno, benvenuto in Sicilia - Schönen Aufenthalt, herzlich willkommen auf Sizilien.
Weiter geht es im Frühjahr nach Pantelleria und zu den "vergessenen" Ägädischen Inseln (Törn-LINK) und rum um Sizilien mit Stromboli, Liparischen Inseln und Strasse v. Messina (Törn-LINK).