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Ablegen!
Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Kroatien > Griechenland

Samstag, 5.11.2016

Für gewöhnlich beschäftigt man sich Anfang November mit der Organisation erster Weihnachtsgeschenke, wartet die Schneefräse und zieht Winterreifen auf. "Für gewöhnlich" eben... MEER-SEEN setzt sich aber lieber mit einer Crew aus 8 Seglern in den Flieger nach Split, entert ein Shuttle Bus und fährt per Balkan Rally direkt in die ca. 150 km entfernte D-Marina Sukozan, dicht bei Zadar zum neuen Törn- und Ausbildungsschiff, unserer Beneteau FIRST 47.7

Dort erreichen unsere Freunde bei stürmischem Regen erst die SY MEER-SEEN und später die Taverna JOSO, was am darauffolgenden Abend auf Grund der widrigen Wetterverhältnisse wieder vorkommen soll. Zwischen Tsipouro und Tsipouro wird das Boot klariert, die Crew bunkert mit Hilfe eines Taxis Lebensmittel für eine Woche, während ein anderer Teil der Manschaft das Schiff seeklar macht, die neuen Segel testet, Fallen einzieht und gemäß der SeeBG Anforderungen technisch mit Plotter, autarkem UKW DSC Funk und AIS Class B Transponder und diversen Sicherheitstechniken, ausrüstet.

Namensparty "MEER-SEEN II" - PROST, Živjeli

  • Die Crew - viele Segelfreunde aus Berlin:
  • Steffen - Schiffsführung Abt. Navigation and Papierkram
  • Marco - Schiffsführung Abt. Trimm, Speed and Flight officer
  • Freddy - Adjust sail master, onBoard event management
  • Knacker - Catering chef and hand force winches master
  • Franky - Medicine man, sea security and wellbeing management
  • Lutz - Helmsman an officer of rescue technology,
  • Erik - Chairman for catering and fishing
  • Henning - Head of radio communication division and tactics officer

Montag, 7. November 2016

Frühstück, 620 Ltr. Wasser bunkern, Schiff klarieren und Leinen Los. Nach einem obligatorischem Tankstop und der Gewissheit, dass uns 230 Ltr. Diesel im Falle eines Falles auch zum Ziel führen, verlassen wir endgültig die D-Marina Sukozan.

Fast noch im Hafen setzen wir Segel und ab geht es mit mit schönem Halbwind entlang der wundervollen Kornaten. So schlängeln wir uns vorbei an Pasman, Biograd, Primosten und fahren ab 16 Uhr nun nonstop im Wachsystem. Etwa 24 Uhr sind wir auf See Höhe Split.

Dienstag Nacht kommt der Wind auf die Nase und wir kreuzen um die Inseln Brac, Hvar, Vis, etwa ab Insel Korcula wird es hell. Manometer, man kann schon einige Stunden auf der Kreuz verballern, denn Höhe Dubrovnik dämmert es schon wieder - ja, im November sind auch die Sonnen-Segelstunden in der Adria rares Gut. Vorher aber geht uns ein Tunfisch an den Haken.

Mittwoch, 9. November 2016 - ein denkwürdiger geschichtsträchtiger Tag. Wir nutzen ihn, um richtig Meilen zu schrubben auf der offenen Adria bei ordentlich Druck in der Luft Kurs Straße v. Otronto.

Im Schnitt segeln wir mit über 10 Kn auf Italien zu, im Surf der langen Welle bei 1.200 m Wassertiefe, erreichen wir auch hier unseren Tipspeed mit 16,6 kn. Dem Skipper ist das offenbar zu wenig oder zu viel und so entscheidet er sich, mit den Nudeln der Pantry-Crew direkt vom Navi-Tisch quer durch den Salon zu fliegen. Erst schlagen die Nudeln, dann der Steffen vis-a-vis im Klo ein. Es ist stockduster und das Boot bockt durch die kappelige See, was das Wischen nicht unbedingt erleichtert, aber sicher im Schein der roten Stirnlampen, lustig aussehen lässt.

Der Stunt tut unserem Etmal von 175 Seemeilen aber keinen Abbruch.

n der gewittrigen Stimmung ertönen und in der Nacht zum Donnerstag über die Küstenfunkstellen der Italiener andauernd Gale Warnings. Das Schiff aber rennt stabil und sehr fix durch die See. Der Wind dreht nachmittags weiter südlich, so dass wir uns gegen 16 Uhr vom italienischen Stiefel-Hacken abwenden und mit SE Kurs Albanien ansteuern. Die nächtliche Kreuz durch die Strasse von Otronto ist nervig, weil der Bari/Brindisi Fährverkehr nach Igouminitsa, viel Aufmerksamkeit erfordert. Im 4x 2-Stunden Wachsystem ist aber alles recht entspannt und so passieren wir bei abnehmendem Wind die Enge zwischen Festland und Korfu am Donnerstag, 10.11.2016 gegen 7 Uhr. Schon um 9 Uhr sind wir fest im wunderschönen Stadthafen Mandraki, unterhalb der Korfu Stadt Festung im Yachtclub der Stadt. Etwa 15 Minuten später begrüßt uns der erste einheimische Segler mit einem zünftigen Tsipouro zum Frühstück. That´s Greece, darum sind wir hier ;)

Die Hafenanlage in den Seekarten hat übrigens nichts mit der Realität zu tun. Traut es Euch, lauft Mandraki an.

Den Donnerstag Vormittag verbringen wir mit Begrüßungsgetränken, Abschalten, Boot aufräumen, Schlaf nachholen - aber irgendwie ruft Korfu doch. Also los, ab durch die Stadt. Wobei das Ziel „Central Port Authorities“, also Hafenmeister und Einklarierungsbuehörde, uns ganz schön latschen lässt. Aber es sollte sich lohnen. Die Zuständige HafenCaptainin war mit Ihren Ende 20 und langen blonden Haaren sehr auf Zack, organisierte per Fax die Einklarierung der Personen bei der Polizei und gab uns genaue Anweisungen für den Erhalt des Traffic Documents. Doch Halt! während der Einklarierung tritt eine schwerwiegende Frage auf: 8 Männer? Wer kocht bei Euch an Bord? Wir versichern, es würde 1-2 Köche geben, das langte vorerst, aber wir sollten die Männer mal vorstellig werden lassen. Aha ;)

Freitag vor dem Aufstehen geht es nun also für die Schiffsführung quer durch die City zum Tax Office, das (quasi griechische Bordbuch, ähnlich einer Aufenthaltsgenehmigung) mit 50,- EUR bezahlen. Mit der Quittung es zurück zur Hafenbehörde. Dort ab ins Büro vom Chef, der und erklärt, dass wir erst wieder erscheinen sollen, wenn alles korrekt ausgefüllt ist. OK, wir sind Deutsch. Bei uns wird alles korrekt ausgefüllt, also ab in die 1. Etage zu einer weiteren netten Kapitänin, von der, nach einer Odyssey der Schlüsselsuche eines Panzerschrankes, sämtliche Papiere der Yacht und die persönlichen Dokumente der Schiffsführung geprüft, sowie das Heft ausgefüllt wird. Dann wieder ab zum Chef, der bemerkt, wir hätten Knoblauch gegessen, aber es sei OK, ist ja „good for Cardio“. Ganz genau. Nun folgt der begehrte Stempel und die Aufenthaltsgenehmigung mit dem Hinweis, dass es eigentlich egal ist, ob andere Hafenämter das Dokument stempeln, wäre nur für das Poesie Album, aber morgen in einem Jahr sei die Verlängerung fällig ;)) ich freue mich schon darauf, solange es nicht wieder 11.462 Schritte quer durch Korfu bedarf.

Frühstück, ablegen, Foto- und Filmshooting vor der traumhaft sonnigen Kulisse der City Korfus. Nachdem das Presseboot wieder inkl. Marco an Deck gehievt wurde, gehen wir bei schönem aber wechselhaftem Halbwind weiter zwischen Korfu und griechischem Festland Kurs Süd / Südwest. Es sind wunderschöne Segelstunden. Warm, sonnig, schnell und endlich zuhause im geliebten Griechenland.

Samstag Mitternacht erreichen wir das SW-Kap Lefkas und biegen vor Keffalonia und Ithaki, mit Südkurs ab Richtung Golf v. Patras. Das Ionische Meer begrüßt uns freundlich warm aber windig, zunächst aber mit einem Besuch der griechischen Coast Guard im Offshore Rib, die nach Herkunft, Ziel, Nationalität und Personen an Bord befragen. Alles fix unter Segel geklärt und so segeln wir mit 8-11 Kn in den Golf. Die schroffe Bergnatur nimmt schlagartig ab und wechselt zu asiatisch anmutenden Lagunen.

Samstag, 12.11.2016

bergen wir nach über 530 Seemeilen gegen 9:30 Uhr zur Sicherheit das Großsegel und laufen unter Genua in den, von Pfahlhäusern gesäumten Kanal nach Messolonghi.

Der erste Eindruck ist chaotisch aber freundlich. Sofort sind Marineos da, winken uns an einen Liegeplatz, der für uns etwa einen Monat die Heimat sein soll. Reise beendet. Durchatmen, Anleger trinken, Wehmut. Puhh. Wir kommen ins Gespräch mit anderen Yachties, die hier überwintern. So ganz unproblematisch ist die Marina offenbar nicht. Man gibt sich Mühe, aber die Koordination soll chaotisch sein, jeder macht irgendwie sein Ding und unser Liegeplatz sei schlecht. Mhhhh grübel. Nunja, wir sind in Griechenland, dem Land der Verschwörungstheorien. Wir gehe es gelassen an. Die Crew teilt sich in einen Orts-Erkundungstrupp und eine Bootsklarierungs-Mannschaft. Schließlich parken wir um. Eine Moringleine ist im geschützten Becken direkt an der Steinmole frei = ab jetzt UNSERE.

Das Abendessen ist im Ort grandios und günstig. Etwas Wehmut schwebt über dem Moment. Jeder Einzelne in der Crew hat trotz unterschiedlichsten seglerischen Voraussetzungen, seine Aufgabe toll und zuverlässig gemeistert. Die Stimmung war durchweg locker und freundlich. Jede der 539 Seemeilen war ein Genuss. (Mit Ausnahme der 3 Sekunden Pasta-Skipper-Flugzeit)

The #MEERSEEN November Trip in Facts:

539 nautical miles in 95 hours at sea.
8 sailors; 16.6 kn Topspeed;
5.7 Kn average speed
1 stop (Corfu); 1 (nightly) Coast Guard Check
Croatia - Bosnia - Herzegovina - Montenegro - Albania - Italy - Greece.

Adriatic Sea > Canale d'Otranto > Ionian Sea

Sonntag, 13.11.2016

fahren uns 2 Taxi´s zum Busbahnhof, Von dort aus geht es recht günstig im Reisebus über Patras, Brücke Rio Golf f. Patras, Canale v. Corinth, zum zentralen Busbahnhof nach Athen. Der X95 bringt uns zum Flughafen, es ist schön sonnig und für unsere Verhältnisse warm. Rückflug in die Kälte. Schönefeld: -7 Grad brrrrr

Bilder vom Törn: https://www.flickr.com/photos/meer-seen/albums/72157672711086224/with/30899098525/